March 16, 2023

Ein klares und konkretes Profil

Jens Poggenpohl
Redaktion und Kommunikation

Ein Gespräch mit dem Team der Geschäftsstelle über die Unterschiede zwischen Wissenschaftsverbund und IBH, die Pläne für das laufende Jahr – und persönliche Highlights.  

Der Wissenschaftsverbund Vierländerregion ist gut drei Monate alt. Woran merkt ihr, dass ihr nicht mehr in der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) arbeitet?  

Alexandra Hassler: So trivial es klingt, ist da zunächst die Irritation durch den neuen Namen. Aber verbunden ist damit auch ein Gefühl dafür, dass sich tatsächlich etwas verändert hat – und dass dies eben nicht nur den Namen betrifft.

Markus Rhomberg: Ich nehme eine höhere Aufmerksamkeit wahr, sowohl aus der Wissenschaft als auch aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Ich spüre außerdem eine Klarheit bezüglich dessen, was wir tun und was wir planen. Damit verbunden empfinde ich eine größere Konkretheit unserer Angebote. Wir sind kein Bauchladen, sondern fördern anhand von bewusst definierten Schwerpunkten in Programmen. Und wir sind nicht länger reiner Geldgeber, sondern genauso sehr Begleiter*in und Mitgestalter*in.

„Wir erhalten Anfragen, die es zu vor so nicht gab.“ Alexandra Hassler, stellvertretende Geschäftsführerin

Hassler: Aus der Programmperspektive ist die Wahrnehmung dieser Neuausrichtung auch bereits deutlich zu spüren. Im Programm Kollaborative Hochschulentwicklung beispielsweise zeigen Anfragen und Bottom-up-Initiativen, dass wir nicht mehr primär in der Rolle des Fördermittelgebers angesprochen werden. Vielmehr werden wir angefragt, um den gezielten Netzwerkaufbau zu unterstützen, inhaltliche und prozessuale Expertise zu vermitteln und um zu geeigneten Kollaborationsformaten zu beraten.

Was steht 2023 in den Programmen generell an?

Isabel Oostvogel: Im Programm Gesellschaftlicher Zusammenhalt starten nun die von uns bewilligten Projekte. Diese arbeiten unter anderem daran, gute Lösungen für eine Verbesserung der Streitkultur in der Vierländerregion zu entwickeln und Akteur*innen in Studienangeboten weiter zu professionalisieren. Zudem haben wir für den Sommer weitere Ausschreibungen im Programm Gesellschaftlicher Zusammenhalt geplant. Zum einen für die Entwicklung innovativer Formate für den Dialog und die Kooperation zwischen Hochschulen und der Öffentlichkeit, sowie für die Entwicklung innovativer didaktischer Ansätze und Formate auf allen Qualifizierungsstufen.  

Im Programm Talente und New Work haben bereits zwei Projekte gestartet, die aus Bottom-up-Initiativen an unseren Hochschulen entwickelt wurden. Diese beiden Projekte werden wir in diesem Jahr eng begleiten, gleichzeitig fokussieren wir im Rahmen einer Ökosystemanalyse darauf, weitere drängende Themen der Vierländerregion zu identifizieren und Angebote für deren Bearbeitung zu schaffen.  

Ebenso bereiten wir unser Begleitprogramm vor. So stellen wir unseren Projektteams in diesem Jahr erstmals unser neu entwickeltes Toolkit zur Verfügung. Dieser Werkzeugkasten soll Projektbeteiligte dabei unterstützen, ihre Zusammenarbeit erfolgreich aufzusetzen und zu steuern. Entlang der typischen Projektphasen beinhaltet das Toolkit Werkzeuge und Anwendungsmöglichkeiten, die bei der kollaborativen Zusammenarbeit, bei der Wirkungsorierung, bei der Kommunikation und Transfer sowie im Projektmanagement unterstützen.

„Ich freue mich auf spannende Projekte und Kollaborationen, und darauf, Projekte noch stärker zu begleiten.“ Isabel Oostvogel, Programmentwicklung und -leitung

Hassler: Im Unterschied zu unseren inhaltlichen Programmen hat das Programm „Kollaborative Hochschulentwicklung“ einen organisationalen Fokus und zielt darauf ab unsere Hochschulen bei ihrer Transformationsfähigkeit zu unterstützen. Im Fokus stehen 2023 zunächst die weitere bedarfsorientierte Vernetzung und die Schaffung von Angeboten und Services an den Hochschulen. Auch hier werden wir noch stärker begleiten und beraten, um die gemeinsame Weiterentwicklung und das Voneinander Lernen zu unterstützen.

Und dann starten im Sommer drei neue Labs zu den Themen Nachhaltige Mobilität, ressourceneffiziente Gebäude und Kreislaufwirtschaft. Wie wird sich die Arbeit hier von den Vorgängern in der IBH unterscheiden?

Rhomberg: Wir sind in diese Runde der Labs einerseits bewusst offen und explorativ hineingegangen und haben die Vernetzungs- und Antragsphase andererseits sehr engmaschig begleitet. Eine weitere Veränderung betrifft die Größe der Konsortien. In der ersten Runde waren wir stolz, dass wir bis zu 13 Hochschulen sowie zusätzliche Praxispartner in einem Lab zusammengebracht hatten – was aber zu einem ungemein hohen Koordinationsaufwand führte.  

An den neuen Labs sind jeweils sechs Hochschulen beteiligt. Wir sind davon überzeugt, dass die Labs so schneller arbeitsfähig sein werden und effektiver zusammenarbeiten können.

„Ich spüre eine höhere Klarheit bezüglich unserer Angebote.“ Markus Rhomberg, Geschäftsführer  

Außerdem haben wir gelernt, die Praxispartner aus Wirtschaft und Gesellschaft schon in der Antragsphase intensiv und auf Augenhöhe zu integrieren. Zu diesem kollaborativen Ansatz gehören auch die Befähigungsformate, die es in der ersten Runde nicht gab.  

Und schließlich:  Wir wollen die Labs enger miteinander vernetzen als in der Vergangenheit. Für diese übergreifende Kommunikation und Kooperation wird es eine eigene Personalstelle an der FH Vorarlberg geben.

Welche Rolle spielt der Wissenschaftsverbund hierbei?

Rhomberg: Wir haben die Labs gemeinsam mit Interreg VI Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein initiiert und werden sie in Person von Isabel Oostvogel auch weiter intensiv dabei unterstützen, ihre Lösungen noch besser in die Praxis zu bringen und auch kommunikativ noch breiter zu arbeiten.  

Das reguläre Förderprogramm wird künftig durch den neuen „Fonds für Innovation und Transfer (FIT) getragen. Was hat es damit auf sich?  

Hassler: Der FIT ist das Gefäß, über das wir Fördergelder von Interreg ABH, dem Regionalprogramm der Europäischen Union zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, erhalten. Diese Gelder verteilen wir als Projektmittelgeber weiter, sie gehen direkt an unsere Projekte. Konkret geht es hier um ein Fördervolumen von zwei Millionen Euro.

In der Ausgestaltung des Fonds konnten wir die die Abrechnungsformalitäten, die Berichterstattungspflichten und weitere formale Anforderungen deutlich vereinfachen. Dies hilft den Projektteams dabei, sich noch stärker auf ihre inhaltliche Arbeit zu konzentrieren.  

Worauf freut Ihr Euch in den kommenden Monaten persönlich besonders?

Oostvogel: Ich freue mich auf spannende Projekte und Kollaborationen, und darauf, dass wir unsere Projekte noch intensiver begleiten.  

Hassler: Nach all der Vorbereitung und der Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen für wirkungsorientierte Arbeit freue mich jetzt auf die inhaltliche Ausgestaltung.

Rhomberg: Abgesehen von der Zusammenarbeit mit dem Team, dem Vorstand und unseren Partnern freue ich mich auf die ersten Rückmeldungen von außen, die uns zeigen, dass die Projekte, die wir fördern, Wirkung erzielen, Wandel anstoßen – und die Region besser machen.

Ist das für 2023 schon ein realistischer Wunsch?

Rhomberg: Zumindest die ersten Pflänzchen werden wir hoffentlich sehen.

Das Gespräch führte Jens Poggenpohl.

Bildmaterial: Universität St.Gallen

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