December 6, 2022

Die Nebenwirkungen von Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein zentrales Thema für Universitäten und Hochschulen. Aber nicht nur die Möglichkeiten sondern auch die Risiken ihrer Nutzung werden breit diskutiert. So stand die Frage, zu welchen Strukturen der Diskriminierung die Nutzung von KI beitragen kann im Zentrum einer Fachtagung der Arbeitsgruppe Gender & Diversity des Wissenschaftsverbunds. Ziel war es, aktuelle Diskurse zu verschiedenen Diskriminierungsbereichen in der digitalen Welt darzustellen.

In seiner Eröffnungsrede verwies Christian Brühwiler, Prorektor Forschung und Entwicklung der PH St.Gallen, die die Tagung umgesetzt hat, welche Relevanz die Auseinandersetzung mit virtuellen Diskriminierungsstrukturen hat. Gleichzeitig unterstrich er insbesondere die Verantwortung von Hochschulen, das Potential von Diskriminierungsstrukturen zu erforschen, sichtbar zu machen und Handlungsempfehlungen für die Umgang zu erarbeiten.

In ihrer Keynote vermittelt Katharina Mosene, Politikwissenschaftlerin und Medienforscherin am Leibniz Institut für Medienforschung Hans-Bredow-Institut, grundlegendes Wissen zur KI aus einer intersektional-feministischen Perspektive. Mit konkreten Beispielen legte sie dar, wie sich Diskriminierung durch einseitige und unvollständige Trainingsdatensätze im digitalen Raum fortsetzt und wie algorithmische Diskriminierung und Verschwörungsmythologien zusammenhängen.

Um aufzuzeigen, wie diesen Phänomenen entgegengewirkt werden kann, leitete sie in das Feld der Data Literacy ein und stellte verschiedene bestehende Kompetenzmodelle zur Entwicklung von digitalen Grundfähigkeiten vor. Dabei betonte Katharina Mosene die grosse Relevanz von Data Literacy und plädierte dafür, diese stärker in die Fachlehre sowie in Weiterbildungsmodelle einzubeziehen.

Den Vortrag in einer Videoaufzeichnung finden Sie hier.

Von der Theorie in die Praxis

Anschliessend an die Keynote leistete Christina Dinar (Soziale Arbeit, Gender Studies und Kulturwissenschaften) von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin einen anschaulichen Theorie-Praxis-Transfer, indem sie aufzeigte, wie digitale Antidiskriminierungsarbeit gestaltet werde kann. Dazu führte sie die Teilnehmenden in das «digital streetwork» und die damit verbundenen professionsbezogenen Herausforderungen ein.

Anhand eines konkreten Praxisprojekts verdeutlichte sie, in welcher Form digitale Radikalisierungsprävention, sowie der Einsatz für eine demokratische Debattenkultur im Netz erfolgen kann. Des Weiteren legte sie dar, wie durch «Debunking» - dem Verfassen von faktenfundierten und solidarischen Diskussionsbeiträgen - Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit geleistet werden kann und befasste sich wie Katharina Mosene mit der Frage, wie die Vermittlung von digitalen Kompetenzen im Rahmen der pädagogischen Hochschulbildung erfolgt.

Zur Videoaufzeichnung des Vortrags gelangen Sie hier.

Aufmerksamkeit im digitalen Raum

Tommaso Venturini, associate Professor an der Universität Genf und Wissenschaftler am Centre for Internet and Society (CNRS), bot den Teilnehmenden in seinem Vortrag einen Einblick in seine umfangreichen Forschungsarbeiten zur Aufmerksamkeit im digitalen Raum. Dabei führte er die Teilnehmenden in die Funktionsweisen von sogenannten «Junk News» oder «Filterblasen» ein und zeigte die damit verbundenen psychologischen und sozialen Konsequenzen für das alltägliche Leben auf.

Venturini vertritt die These, dass «Junk News» und «Filterblasen» beide als kollektive online-Aufmerksamkeitsstörungen zu verstehen sind. Dabei konnte er anhand quantitativer Datenanalyse aufzeigen, wie «Junk News» entstehen. Wenn die öffentliche Online-Debatte von flüchtigen Dialogen beherrscht werden und einen unverhältnismässig grossen Teil der Bildschirmaufmerksamkeit einnehmen, aber nicht lange genug bestehen bleiben, um einen Diskurs auszulösen, spricht Venturini von sogenannten «Junk News».

Zur Videoaufzeichnung des Vortrags gelangen Sie hier.

Neben den spannenden Inputs der Referierenden bot die Fachtagung den Teilnehmenden auch Raum, um eigene Fragen einzubringen und gemeinsam über Herausforderungen und Lösungsansätze nachzudenken.

Autorin: Julia Ha, Pädagogische Hochschule St.Gallen

Zur Arbeitsgruppe Gender & Diversity

Die AG Gender & Diversity führt den Diskurs über Geschlechtergerechtigkeit und Diversität um Studien-, Arbeits- und Forschungsbedingungen für alle zu verbessern. Die AG unterstützt die strukturelle Verankerung von gender- und diversitygerechten Maßnahmen bei den Mitgliedshochschulen des Wissenschaftsverbunds. Sprecherinnen der AG sind Vera Maier-Tragmann (HTWG Konstanz) und Melanie Lüders (Hochschule Kempten).

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